Gartentagebuch

2014

Farbe, Form und Duft

Blüten, dazu noch weiße, sind ein schönes Symbol zu Weihnachten und zum Jahreswechsel. Natürlich selbstgezogen und pünktlich blühend. Das hat wunderbar geklappt mit der Tazetten-Narzisse „Paperwhite", die ich Anfang Dezember eingepflanzt habe. 

Der Nachteil ist allerdings, dass sie sehr hoch werden und darunter die Stabilität leidet. Auf die Fensterbank haben sie nicht mehr gepasst und das Stützen mit Birkenzweigen, was eigentlich sehr hübsch aussieht, weil auch filigran, funktioniert aber nur begrenzt, da sie in Seramis, in die ich sie gepflanzt hatte, auch nicht wirklich Halt finden. 

  • Tazetten, intensiv duftend, pünktlich zu Weihnachten und über den Jahreswechsel blühend

5. Januar: Es gab in diesem Winter 2013/14 bisher nur eine einzige Nacht Frost unter minus 5 Grad. Die Osterglocken sind mehr als einen Zentimeter hoch, die Schneeglöckchen strecken ihre Spitzen und auch einige Stauden treiben schon aus zum Beispiel eine der Clematis. Das wird nicht gutgehen, denn der Winter kommt bestimmt noch! 

Heute habe ich zur NABU Wintervögelzählung Vögel gezählt. Obwohl ich nicht füttere, ist der Garten und  die angrenzenden Bäume voller Vögel, es hörte sich an, als würde ein ganz leichter Vogelpiepklangteppich über dem Garten liegen. Eine wundervolle Stimmung bei 9 Grad über Null mit in der tiefstehenden Sonne tanzenden Mücken, duftendem Buchs und einem leichten Duft nach Meer, wie im Frühling.

Am 24. Januar hat es über Nacht geschneit, aber es ist über Null und taut. Entgegen der Empfehlung mancher Vogelschützer füttere ich nur bei Frost und Schnee. Deren Warnung, dass die Vögel an eine Futterstelle gewöhnt werden müssten, bewahrheitet sich in meinem Garten nicht, da die Vögel kurz nachdem ich das Futterhäuschen gefüllt habe, am Schmausen sind. Dieses Verhalten habe ich schon mehrere Jahre beobachtet, es liegt wahrscheinlich daran, dass sie in den umliegenden Bäumen sitzen und alles genau beobachten. Jetzt sind unglaublich viele Vögel da, eben habe ich gezählt: gleichzeitig sehe ich 18 Kohlmeisen, 8 Blaumeisen, 2 Kleiber, 4 Grünlinge, 3 Dompfaffe, 4 Mehlmeisen, 12 Sperlinge und auch noch 2 Amseln. Und ich habe bestimmt nicht alle gesehen! Das wunderbare daran ist, dass sie alle leise vor sich hinpiepen und so eine wunderbare Stimmung entsteht, fast unwirklich. Leider kann ich nicht die ganze Zeit die Tür offenlassen, um diesen Klangteppich zu genießen, dazu ist es zu kalt.

Es fühlt sich ein bisschen wie ein mediterraner Winter an: ein bisschen Frost, aber meistens über null Grad. Heute am 11. Februar blühen einige frühe Krokusse, die Schneeglöckchen, zwar noch nicht überall aber an den von der Sonne verwöhnten Lagen, die Rosen und Clematis treiben, ganz zu schweigen von den Osterglocken und auch den Strauchpäonien, die schon rosa überhauchte große Triebe zeigen. Die Sonne wärmt schon richtig, zumindest auf der Südterrasse konnte ich schon draußen sitzen, meine Katze kraulen, die natürlich besser als ich die wärmsten Plätze kennt und den Klangteppich der überall piependen und leise tirilierenden Vögel lauschen. Ab und zu kam ein Schrei des Grünspechts, den ich an diesem Tag schon öfters gehört hatte und der mit einer systematischen, intensiven Untersuchungen der Pferdeweide auf Ameisen beschäftigt war. Es war ein zu ahnender Frühlingshauch ... aber es ist noch sehr früh im Jahr.

Inzwischen ist es Mitte März, der Garten ist auf den Frühling vorbereitet, die Forsythien blühen, die Blutpflaume öffnet gerade die ersten Blüten, die Knospen der Paeonien sind schon prall, alles treibt. Es hat nicht viel geregnet und ich sehe bisher noch keine Schnecken. Hoffen wir mal, dass kein starker Frosteinbruch mehr kommt, das wäre schlimm. 

4. April: Der Duft im Spielwald ist wieder da. Ich kann ihn nicht lokalisieren, aber er umfängt mich, wenn ich den kleinen Pfad betrete.

Inzwischen ist der Prunus schon verblüht, auch bei manchen Osterglocken ist die Pracht schon vorbei, die Epimedium stehen in voller Blüte, die Amelanchier und die Blutjohannisbeere und Kerria blühen in seltener Fülle, die Aubrieta strahlen mit den Traube Hyazinthen und den Pulmonaria um die Wette. Durch die blühenden Schlehen außerhalb des Gartentores und die wilden Kirschen im Norden und Süden am Waldrand entsteht der Eindruck von fluffigem Weiß, weiß überall.

Auch die Ringelnattern sind wieder wach. Die kleine im Sonnenteich, die gar nicht mehr so klein ist, - es sei denn sie haben ihren Wohnort gewechselt und es ist gar nicht die kleine aus dem vorigen Jahr - und die große im Schlangenteich, die in den umgebenden Steinen wohnt. Ich werde immer wieder belohnt, wenn ich einfach versonnen im Garten spazieren gehe: In der vollen Sonne lagen im Schlangenteich auf den irgendwie aufgestiegenen Wurzeln der weißen Seerose, die dort wächst, mehrere Schlangen ineinander verschlungen. Erst wollte ich meinen Augen nicht trauen, aber es waren eindeutig mehrere Ringelnattern. Ich stand ganz ruhig und habe beobachtet, wie sich eine löste und aufgeregt am Rand des Teiches entlang schwamm, ganz nah an mir vorbei, mich fixierte und züngelte und dann offensichtlich zu der Ansicht kam, dass sie nichts zu befürchten hatte. Diese Schauspiel habe ich mindestens eine Viertelstunde beobachtet, Schlange oben und unten, mal mehr oder weniger zuordenbar zu welcher Schlange nun was gehörte. Am Schluss (Fotos gibt es auch) löste sich das ganze auf und die größte Schlange sah ich in die Tiefen des Teichs abtauchen und dann noch einmal kurz als sie in den Steinen am Rand des Teiches verschwand. Das muss das Weibchen gewesen sein, sie ist sehr groß, ihr Durchmesser fast der eines Kinderarms. Es könnte sich um eine Paarung gehandelt haben, ganz sicher bin ich aber nicht, jedenfalls war es ein beeindruckendes Schauspiel.

  • Die verschlungenen Nattern waren leider nicht gut zu fotografieren.
  • Diese Ringelnatter schwamm am Rande des Teichs. Man hatte den Eindruck sie hielt Wache. Sie kam sehr nah zum Menschen und züngelte ganz intensiv.
Ein paar Tage später habe ich sie wieder gesehen, am Vormittag auf den Steinen sich sonnend. Jetzt steht fest, dass es mindestens vier Ringelnattern sind, eine große, das Weibchen und drei kleinere, entweder Männchen oder Jungtiere. Alle vier Köpfe waren gleichzeitig zu sehen, ansonsten würde ich mich durch das Gewusel von Leibern nicht trauen, zu entscheiden, was zu wem gehört! 

Eine Amsel brütet im Efeu am Haus, Heckenbraunelle und Zaunkönig habe ich schon gesehen, die Grasmücken singen wieder lauthals. Ich habe noch nicht zweifelsfrei feststellen können, ob alle Nistkästen besetzt sind, ich gehe nicht so nah heran um nicht zu stören.

Den ersten Salat habe ich schon unter Folie gesetzt, in den nächsten Tagen werde ich die Möhren sähen. Der Rhabarber treibt, aber noch etwas verhalten als ob er dem Frühling noch nicht traue. An der Grenze zum Nachbar fängt der Virburnum burkwoodii an zu blühen und hüllt den ganzen hinteren Garten in eine süße Duftglocke.  Am 27. April blüht der Flieder.

12. Mai: jetzt hat sich die Wetterlage umgestellt, wir haben wechselhaftes Wetter mit ausreichend Regen. Der hat den Blüten der Päonien natürlich nicht gutgetan, aber alles andere treibt und wächst und wächst. Die ersten Rosen blühen schon, Madame Carriere an der Pyramide fängt an zu blühen, nachdem die Clematis gerade fertig sind. Im Gemüsebeet ist der Rhabarber ist kaum zu bändigen, ich werde ihn für nächstes Jahr teilen müssen. 

Also die Schlangen und Schleichen im Garten: das ist schon was Besonderes. Die Ringelnattern sehe ich jetzt öfters, besonders wenn es am Vormittag warm ist, liegen sie auf den Steinen zwischen den Teichen in der Sonne. Sie verschwinden auch nicht mehr, wenn ich komme, ich darf sie anschauen. Aber es gibt auch viele Blindschleichen: am Weg, unter Gebüsch, in den Trockenmauern. Heute hatte ich eine ganz junge Blindschleiche in der Hand. Sie sind glatt und angenehm und kraftvoll.

  • Totales Grün
  • junge Blindschleiche

Der Garten steht in voller Blüte, Päonien in verschiedenen Rosatönen und eine weiße, die Mondviolen, die Alchemillen, Akelei, die Geranium, die Margeriten und die Rosen. Madame Carriere an der Pyramide ist dank des melden Winters wunderbar gewachsen und hat in bisher nie dagewesener Üppigkeit schon früh geblüht. Sie treibt viele neue Blüten. Es duftet grandios und die Farbharmonie ist fast perfekt. Allerdings haben sich am Grenzbeet Calendula eingeschlichen und blühen einfach vor sich hin. Die Mondviolen ziehen die Schmetterlinge magisch an, der ganze Garten summt und brummt mit den vielen Bienen und Hummeln. Im Teich beginnen die Seerosen zu blühen und es sind auch wieder eine Reihe unterschiedlicher Libellen unterwegs. Der neue Rambler am Rosenbogen, der als Felicite et perpetue etikettiert war, ist mitnichten diese. Sie blüht rosa, halbgefüllt, duftet allerdings ganz gut. Da sie relativ üppig blüht, hat sie mich ein bisschen versöhnt, dass sie nicht das ist, was draufstand. Trotzdem würde mich interessieren, wer sie eigentlich ist.

Die erste Hitzeperiode des Jahres hat uns Anfang Juni Temperaturen über 30 Grad beschert. Am Waldrand konnte ich diese wunderbaren Tage gut verbringen und am Abend mit der heranbrechenden Dämmerung die Verwandlung des Gartens erleben. Das Gewitter mit Sturzregen, das die Hitze beendet hat, hat allerdings den meisten Päonien den Garaus gemacht. Ich habe sie inzwischen abgeschnitten und auch den Weg rund um den Sonnenteich, in dem in wunderbarer Fülle die rosa Seerosen blühen, freigeschnitten. Geranium hatten ihn völlig überwachsen. Es tut mir immer leid, diese vielen Blüten abzuschneiden, aber der Weg beginnt am Rosenbogen und wenn man ihn nicht begehen kann entbehrt man eine Reihe wunderbarer Eindrücke: zum Beispiel Custodia mit den im Aufblühen begriffenen Hydrangea arborescens Annabelle und dem dahinterstehenden auch rahmweißen Aruncus. Die rosafarbenen Hygrangea, die ich im vorigen Jahr nachgepflanzt habe, sind nicht schön gekommen, sie kümmern vor sich hin und sind von den Schnecken arg in Mitleidenschaft gezogen.

Ach, die Schnecken, meine Lieblingsfeinde. Dachte ich doch, ich hätte durch meine Maßnahmen Dezimierungserfolge erreicht. Alles schien so, beim Austrieb gab es keine Probleme und ich wähnte mich schon in Sicherheit! Dann fand ich an einer Clematis verdächtige Spuren und auf einmal, so habe ich es jedenfalls empfunden, waren sie da! Wieder in Massen, aber alles kleine. An einem der Sommerabende wollte ich im Dunkeln über die Wiese gehen und traute meinen Augen nicht: alles voller Schnecken! Drei Tage habe ich abends mit Taschenlampe gesammelt, Hunderte, gefühlt Tausende! Schrecklich. Das einzige, das mich diese Sammeltortur überstehen lässt, ist der Gedanke, dass jede Schnecke nächstes Jahr 400 Nachkommen bedeutet! Sogar den Schneckenzaun im Gemüsebeet haben sie erklommen ermöglicht durch den riesigen Rhabarber, den sie als Aufstiegshilfe genutzt haben! Das plötzliche massenhafte Auftreten erkläre ich mir dadurch, dass das trockene Frühjahr das Schlüpfen verzögert hat und die neue Generation den Bekämpfungsmaßnahmen in frühen Frühjahr entgangen ist. Dann wurde es feucht, sie sind geschlüpft aber die Vegetation war schon so groß dass es nahezu nicht auffiel. Selbst im Vorgarten habe ich jetzt Schnecken, etwas was noch nie vorkam.

Ich mache in den letzten Jahren an der Vogelzählaktion des Nabu mit. Allerdings kann ich bei dem Termin im Mai keine Zählung beisteuern, da um diese Zeit, nicht nur in diesem Jahr sondern immer,  in meinem Garten Vögel eher zu hören als zu sehen sind. Wenn ich dann doch einmal einen Blick erhasche wenn sie schnell durchs Unterholz schlüpfen oder in den dichtbelaubten Bäumen sitzen, geht das so schnell, dass ich sie nicht ansprechen kann. Sie sausen über den Garten und schwupp sind sie wieder verschwunden. Das hat sich jetzt, um die Sommersonnenwende herum, wieder geändert. Jetzt turnen ganz viele wieder im Geäst umher, suchen die Bäume und Sträucher nach Fressbarem ab und hängen oft kopfüber in den  Amelanchier, da deren Früchte schon reif werden. Auch an der Kastanie beobachte ich besonders viele Blaumeisen, die die Unterseiten der Blätter nach Maden oder irgendetwas leckerem absuchen. Ich beobachte auch ganze Familien, besonders von Blaumeisen und auch Schwanzmeisen, die als Gruppe kommen und gehen. Einmal waren es sieben Kinder!

Die Neuanlage des Rosenbeets am Eingang im Vorgarten bewährt sich. Die Wurzelsperre, die wir nach dem Umgaben wegen der Hypericum eingebaut haben, soll ermöglichen, dass sich die zwei Kletterrosen ungestört entwickeln können. Die bisherige Kletterrose Gertrude Jeckyll sah ja abgestorben aus, ich habe den Wurzelstock aber nicht ausgegraben. Zu meiner großen Freude sind zwei neue Triebe erschienen, aber es sind leider Wildtriebe. Die Mme. Isaac Perriere, die wir wurzelnackt in Steinfurt gekauft haben, hat prächtig getrieben und wir warten bis die ersten Blüten aufgehen. Die Bodendeckerrose Sommerschnee von vor zwei Jahren wächst auch richtig üppig. Sie ist zwar sehr rosa und bildet eine heiße Kombination mit dem gelbblühenden Hypericum und dem Santolina, das zur gleichen Zeit blüht, aber die zartgelbe danebensitzende Bodendeckerrose bildet einen schönen Übergang.

Sturm und Zerstörung 

Nach 2003 ist es zum ersten Mal wieder passiert: Gewitter und Sturm von Süden. Eine Sturmbö, eine einzige, zog während eines Gewitters am späten Abend des 6. Juli aus dem Tal im Süden heran und brach die oberen ca. 15m der Lärche, die am äußersten Eck des Gartens zur Straßenseite stand, einfach ab. Es machte knack und der obere Teil des Baums lag auf ca. 8m Höhe in der Eberesche und den Amelanchier quer zur Straße. Sonst passierte glücklicherweise nichts und es stürzte auch nichts auf die Straße. Diese Bö muss eine ungeheure Kraft gehabt haben, denn Lärchen sind sehr geschmeidige Bäume und trotzen normalerweise Stürmen sehr gut.

Heute hat im strömenden Regen ein Baumpflegeunternehmen mittels Klettertechnik den restlichen Stamm gefällt und den querliegenden Restbaum aus den anderen Bäumen quasi herausoperiert. Dabei stellte sich heraus, dass auch viele Äste der Eberesche angebrochen waren. Deshalb mussten wir auch die Eberesche erheblich zurückschneiden, die Vögel werden die vielen Früchte vermissen. Natürlich hat sich der ganze Bereich um den Standort der Lärche stark verändert, es ist jetzt zur Straße offen, die Bank steht frei, dem Rhododendron ist der Schatten abhanden gekommen. Da werde ich mich erst daran gewöhnen müssen, denn der Charakter dieser Gartenecke hat sich stark verändert. Der Stamm der Lärche hat einen Durchmesser von mehr als 60 cm, ein starker Baum. In den abgeschnittenen Baumscheiben sieht man wunderbar seine Jahresringe: 34 Jahre ist er bei uns gewachsen. Um wenigstens etwas von ihm zu behalten, habe ich die dickste Baumscheibe zu einer Schreinerin gebracht, die daraus eine Schale drechseln wird. Das wird etwas dauern, aber wenn sie fertig ist, werde ich ein Foto einstellen. Das restliche Holz werden wir zu Kaminholz verarbeiten, das wird uns noch einige Arbeit bescheren.

  • Die Lärche ist einfach weg, hier ist noch nichts beseitigt
  • Das „Herausoperieren“ des abgebrochenen Stamms aus der Eberesche
  • und so sieht es jetzt aus, ohne Lärche und mit arg beschnittener Eberesche

Der wilde Sommer

Dieses erste schwere Gewitter mit Sturmbö war nur der Auftakt zu einem dynamischen Sommerwetter mit hohen Temperaturen, ständigen Gewittern und starken Niederschlägen. Manchmal hatte ich das Gefühl wir haben tropische Verhältnisse: Nahe 30 Grad, dann schnell aufziehendes Gewitter, anschließend wieder Sonne.

Uns hat es zwei Wochen nach dem ersten Ereignis noch einmal heftig getroffen mit einem Starkregen von ca. 60 Litern innerhalb einer Stunde, was glücklicherweise ohne Schäden vorübergegangen ist und Ende August in einer kälteren Wetterlage mit einem von seiner Intensität tropisch anmutenden Landregen von 75 Litern glücklicherweise über einen Tag und eine Nacht verteilt. So viel Regen hat den Blüten nicht gutgetan, empfindlichere Rosen bekamen natürlich Pilz aber der Rest des Gartens hat die Feuchtigkeit willkommen geheißen und ist wild gewachsen. Das größte Problem waren aber die Schnecken, die sich in einer lange nicht mehr erlebten Weise vermehrt und sogar den Gemüsegarten mit seinem Schneckenzaun geentert haben. An einem Abend habe ich 447 Schnecken gesammelt, dann habe ich nicht mehr gezählt. Die Ernte im Gemüsegarten war deshalb in diesem Jahr nicht toll.

Jetzt Anfang September ist der Sommer vorbei, die Birke zeigt erste gelbe Blätter, die Blätter des Euyonymus im Vorgarten sind schon leuchtend rot und die Amelanchier verfärben sich auch schon. Hoffen wir auf schöne spätsommerliche Tage nach der kalten zweiten Augusthälfte, in der wir den Kamin angeheizt haben.

Der Rhododendron Cunningsham White, der unter der Lärche saß, hat im August erneut  geblüht wahrscheinlich ausgelöst von dem neuen Licht und dem vielen Wasser. Aus Abschnitten der Lärche haben wir einen Halbkreis in den Hang unterhalb des Standorts der Lärche gebaut. Dahinein habe ich Mitte September einen Heptacodium miconioides setzen und hoffe, dass es ihm da gefällt.

Die Mondseite 

Die „Mondseite“ unseres Gartens, ein Ausdruck, der mir spontan gefallen hat, ist die NordostSeite zum Nachbarn. Zum Jahresanfang wurde das Nachbarhaus verkauft und bescherte uns vom Jahresanfang bis spät in den November hinein Bauarbeiten auf dem Nachbargrundstück da die neue Nachbarin Haus und Garten völlig umgestaltet hat. Im Bereich des Vorgartens hatte der dort angesiedelte Cotoneaster im Laufe der Jahre neben der kleinen Gartentreppe, die wir zusammen mit dem Nachbar benutzt haben, mehr Fläche erobert als er sollte. Die schmale Treppe aus Natursteinen hatte im Laufe der Zeit auch gelitten und war nicht mehr so gut zu begehen. Die vielen Handwerker der Nachbarin, für die diese Treppe die am meisten benutzte Zuwegung zum Nachbargrundstück war, haben ihr den Rest gegeben.

Im Zuge dieser Veränderungen auf dem Nachbargrundstück wurde eine hohe Natursteinmauer direkt an unser Grundstück angrenzend gebaut um eine ebene Terrassenfläche zu gewinnen. Dadurch ergab sich natürlich eine Ungleichheit des Geländes zwischen unserem und ihrem Grundstück. Deshalb stimmten wir dem Neubau einer gemeinsamen Treppe mit einer kleinen Natursteinmauer auf unserer Grundstücksgrenze zu. Aber wie immer hat alles Weiterungen: die intensive Begehung nicht nur der Treppe sondern auch unseres bisherigen Gartenweges durch alle mögliche Bauarbeiter, die auf die Zuwegung über unser Grundstück angewiesen waren (die Begehung hatten wir erlaubt. Wenn wir am Anfang über den Umfang Bescheid gewusst hätten, wäre unsere Entscheidung vielleicht anders ausgefallen ...) machte eine Neuverlegung und den Anschluss unseres Gartenweges von Hauseingang an die neue Treppe erforderlich. Bis in den späten Oktober hinein hat es gedauert bis die Neugestaltung zumindest größtenteils abgeschlossen war. In einem kleinen Reststück müssen die Cotoneasterwurzeln noch entfernt werden, aber das ist schwere Arbeit und muss gepickelt werden. 

Hübsch ist es nun geworden: der Vorgarten links des Weges ist neu gestaltet mit verschiedenen Rosen, darunter als Bodendeckerrosen Sternenflor (weiß blühend), Sommerwind und den Rambler Super Dorothy, die Kletterrosen Giardina, Isaac Perriere unterpflanzt mit Nepeta, Calamintha und Centranthus. Ein kleines mit Steinen abgegrenztes Beet direkt am Eingang teilen sich eine Euphorbia polychroma und Ceratostigma plumbaginoides. Dazu habe ich mehr als hundert Krokusse und rote Tulpen eingebuddelt.

 
Auf dem Hang neben der Treppe wachsen weiterhin Rubus odoratus, die sich unentwegt ausbreiten und die ich deshalb ganz zurückgeschnitten habe. Ich habe lange überlegt, was ich am Treppenrand den Hang hinauf pflanzen könnte um auch einen Gegensatz zu der doch relativ filigranen Unterpflanzung der Rosen zu schaffen. Vielleicht versuche ich es mit Bergenien. 

Man kann die Gestaltung eines Nachbargrundstücks nicht ganz ausblenden, zumindest prägende Anlagen zur Straße und Bäume sind auch trotz Zaun zu sehen. Neben unserem Walnussbaum, der die Nordostecke unseres Grundstücks dominiert, hatte der Vorbesitzer auch einen Walnussbaum gepflanzt, der fast so gross war wie unserer aber im unteren Bereich viel mehr verzweigt, da er nie geschnitten wurde. Das gab ein schönes Bild, zwei stattliche Bäume. Jetzt ist das Schneiden von Walnussbäumen eine besondere Sache, denn sie vertragen den Schnitt nicht wirklich gut. Im Spätsommer hat die Nachbarin die unteren Äste ihres Walnussbaumes entfernen lassen, der Habitus des Baumes war noch erhalten. Nun ist der Baum völlig gekappt, sämtliche Hauptäste abgeschnitten, es steht nur noch die Ruine eines Baumes. Wenn der Baum das überlebt, denke ich nicht, dass ein Neuaustrieb dazu führt eine standfeste Krone zu bilden. Ich bin gespannt, ob sich entgegen aller Erfahrungen der verstümmelte Eindruck noch einmal verwächst. Jetzt sieht der Baum jedenfalls zum Erbarmen aus. Wenn man keinen großen Walnussbaum haben will, ist es meiner Ansicht nach besser den Baum zu fällen und etwas anderes zu pflanzen. Oder man muss so sorgfältig dem artgerechten Wuchs entsprechend moderat auf mehrere Jahre verteilt schneiden. Wie gut Bäume in der Höhe begrenzt werden können, zeigt unsere Linde vor dem Haus. Wir haben sie von einem Baumpfleger um ca. 2m zurückschneiden lassen. Das hat dem Habitus nicht geschadet, der Baum sieht weiterhin sehr gut aus, aber es wurde auch sehr sorgfältig und fachgerecht gemacht. Natürlich müssen wir nach ein paar Jahren wieder schneiden lassen, wir freuen uns schließlich, dass alles wächst. Wenn man das nicht will, darf man keine Bäume pflanzen oder muss einen Betonbaum hinstellen.


Der Herbst 

Am 20. Oktober ist der warme, aber sehr nasse Oktober vorerst zu seinem Ende gekommen. Die nahezu sommerlichen Temperaturen ermöglichten Gartenstunden mit trillierenden Zilzalps im Geäst und Fledermäusen, die die um den blühenden Efeu herumschwirrenden Insekten jagen. Jetzt erwarten uns Sturm und auf Oktoberniveau zurückgehende Temperaturen. Aber so schlimm wie angekündigt ist es nicht geworden: Es ist zwar kühler aber immer noch herbstlich schön. Wir können viele Vögel beobachten, die sich überall im Garten an Beeren gütlich tun, zum Beispiel haben vier Blaumeisen gleichzeitig an den Hagebutten der Strauchrosen geknabbert. Es sind sehr viele Vögel im Garten, ihr leises Gepiepe ist seelenerwärmend.

Am 1. November hat die Sonne es durch den Hochnebel geschafft, tauchte den Garten in ein warmes Licht und schenkte uns mehrere Stunden volle Sonne auf der Terrasse.

Mitte November sind schon viele Blätter gefallen, die Linde war in leuchtend gelb getaucht und hat fast alle Blätter auf einmal zur Schonung ihrer Gärtnerin abgeworfen. Jetzt hat der Acer campestre, Baum des Jahres 2015 seinen großen Auftritt: die Blätter rundum, besonders die des Prunus und der Kastanie, die Amelanchier sowieso, sind gefallen  und er hat sich in ein strahlend gelbes Kleid gehüllt. Dadurch kommt er zu einer Alleinstellung und seine harmonische Wuchsform ist wunderbar zu sehen.

  • Acer campestre im Herbstkleid. Wie schön ein Baum sein kann! Siehe auch vorher was Kappen anrichtet.

Madame Alfred Carriere an der Pyramide hat noch einmal 11 Blüten geöffnet und steht voll im Laub. Ich habe Tannenzweige besorgt und werde sie noch einpacken, wenn strenger Frost droht.

Wer hast’s gegessen?

Ich hatte die Rosskastanien in einem Körbchen am Waldplatz gesammelt um zu verhindern, dass sie überall keimen. Sie sollten irgendwann in den Wald weit ab von uns ausgestreut werden. Als ich nun zum Waldplatz kam um Blätter zu kehren, war das Körbchen leer! Wer kommt nun in Frage? Eichhörnchen? Allerdings habe ich über Tag keine gesehen, denn es müsste ein ziemlicher Auftrieb geherrscht haben um sie abzutransportieren, denn pro Besuch kann ein Eichhorn immer nur eine Kastanie transportieren. Eichhörnchen in nächtlichen Aktionen?
Siebenschläfer und Haselmäuse, die nachweislich bei uns wohnen? Sie sind nachtaktiv, das würde erklären, dass ich nichts von dem Abtransport gemerkt habe. Aber im November? Da schlafen sie eigentlich schon.
Rabenvögel und Eichelhäher. Eher auch unwahrscheinlich da tagaktiv. Dann bleiben eigentlich nur noch Mäuse irgendwelcher Arten. Die arbeiten auch nachts. Sie waren dann aber fleißig und wahrscheinlich in Familienstärke am Werk.

Mal sehen, ob ich noch Hinweise finde.